Private DNS im Smartphone

Langsam beginnt der Zensurkrieg der Staatsmächte im Internet. Man versucht, Websites wie de.rt.com aus Russland zu sperren. „Sperren“ heißt zunächst mal „nicht aufrufen können“, auch wenn man die verschiedenen Schreibweisen der Adressen der Anbieter kennt. Man kann sie dann im Browser eingeben, aber sie können nicht angezeigt werden. Die IPs zu kennen, nützt nichts, damit kann man die Websites nicht aufrufen.

Der Grund ist, dass die „textlichen“ Adressen beim Provider (meines Handy- oder Kabel-Vertrags) in mindestens eine IP umgewandelt werden, um verwendet werden zu können. Das erledigen sogenannte DNS-Server – DNS = Domain Name Service – durch einen komplizierten Übersetzungsmechanismus [1]. Soll zum Beispiel de.rt.com gesperrt werden, so wird die Übersetzung dieser Adresse verweigert, die Website existiert quasi nicht mehr.

Will man diese Sperre durch den eigenen Provider umgehen, muss man nur statt des DNS-Servers des einen der zahlreichen freien DNS-Server eintragen. Für Android geht das meines Wissens schon ab Version 8. Wie man das macht, erkläre ich mal beispielhaft am DNS-Anbieter Quad9 [2], der diesen Zweck gut und schnell erfüllt und in der Schweiz (also nicht in der EU) sitzt.

Ich gehe dazu in die „Einstellungen“, dort oben gibt es ein Suchfeld mit einer Lupe (ich kann mir nicht merken, wo die nötige Einstellung ist), und gebe dort einfach „dns“ ein. Ein Ergebnis heißt dann „Private DNS“, darauf tippe ich. Es öffnet sich ein Fenster „Private-DNS-Modus wählen“ und eine der Ortionen heißt „Hostname Private-DNS Anbieter“. Dort trage ich den Namen (nicht die IP!) des Servers ein und die heißt bei Quad9

dns.quad9.net

Fertig. Ab sofort geht der Netzwerkverkehr über Quad9 in einer Standardkonfiguration [3]. Übrigens gibt es auch eine Android-App zur Einstellung namens „Quad9 Connect“, die die Einstellung übersichtlicher und komfortabler macht.

Wer das Ganze für Windows, Linux, Mac oder direkt im Router (sinnvoll!) machen möchte und genügend Sachkenntnis hat, findet bei Quad9 eine Übersicht [5] über alle IPs zur Eintragung für diverse Konfigurationen.

Hinweise:

Bisher hatte ich den in den USA sitzenden Dienst Cloudflare eingetragen, der sehr schnell ist. Ich habe mich allerdings belehren lassen, dass Cloudflare möglicherweise mit der NSA und anderen amerikanischen Geheimdiensten eng zusammenarbeitet und die Datenströme mitliest und auswertet, auch wenn natürlich das Gegenteil behauptet wird. Google bietet ebenfalls einen DNS-Dienst an, liest aber auch mit, wenn auch vermutlich nur im eigenen Interesse.

Ein weiterer Beitrag wird sich mit einer praktikablen Anwendung von VPN (= Virtual Private Network“) zur Umgehung von Sperrungen befassen.

Quellen:

[1] hier it-consulting-stahl.de/2019/09/eigene-dns-ip-in-android-geraeten/
[2] Quad9.net
[3] www.ionos.de/digitalguide/server/knowhow/quad9-dns/
[4] play.google.com/store/apps/details?id=com.quad9.aegis
[5] Quad9 Adressen und IPs

Freie öffentliche DNS-Server

Es hat Sinn, die vom jeweiligen Internet-Zugangs-Provider vorgegebenen DNS-Server nicht zu nutzen und durch andere zu ersetzen. Jeder Zugangsprovider hat ein „betriebsbedingtes Interesse“ daran, die Zugriffe der Nutzer zu protokollieren und auszuwerten. Zum Einen möchte man das vielleicht nicht unterstützen, zum Anderen dauert das eine gewisse Zeit, die sich in der höheren Antwortzeit niederschlägt – der Zugriff auf Websites mit vielen Komponenten wird merklich langsamer.

Wobei „merklich“ natürlich im Bereich unter einer Sekunde liegt, aber Unterschiede von vielleicht 20 ms pro Zugriff summieren sich schnell.

Hier ist ein Link zu einer von vielen Seiten, die ständig aktualisiert wird und solche freien öffentlichen Adressen auflistet:

Free and Public DNS Servers

Bleibt noch die Frage, welcher der schnellste DNS-Server ist. Diese Frage kann nicht einfach so beantwortet werden, da die Messergebnisse von der Auslastung, der Tageszeit, dem Ort uvm. abhängen. Da muss man probieren oder auch mal das Programm namebench (Linux, hier erwähnt) laufen lassen. Eine Übersicht geben diese Seiten hier:

DNS-Server schnell und sicher: Cloudflare 1.1.1.1 und andere
DNS-Server aus Deutschland

Alternative DNS-Server für mehr Tempo beim Surfen

Zu erwähnen wäre noch, dass es meist kein Hindernis ist, dass in den Routern der Netzwerkanbieter deren eigener DNS-Server unveränderbar einprogrammiert ist. Entscheidend ist, dass das Betriebssystem meines Computers oder Smartphones in den eigenen Einstellungen die Daten des von mir gewünschten Servers stehen!